Wie hat Ihre Gemeinde gewählt?
Wahl 2024
Wir haben Resultate der historischen Nationalratswahl vom Sonntag in detaillierten Grafiken und Karten aufgearbeitet
Die Nationalratswahl 2024 ist – noch nicht ganz geschlagen. Am Montag und am Donnerstag wird noch ein geringer Anteil der Briefwahlstimmen ausgezählt, allzu viel sollte sich gegenüber dem jetzigen Stand aber nicht mehr ändern. Dieser Stand erlaubt es, das Resultat auf verschiedenen räumlichen Ebenen darzustellen.
Rufen wir uns zunächst noch einmal das vorläufige Gesamtergebnis inklusive Wahlkartenprognose in Erinnerung.
Steigen wir eine Stufe herunter und betrachten die Ergebnisse in den Bundesländern. Die folgende Grafik zeigt von links nach rechts nicht nur die Anteile der Parteien, sondern bildet über die Höhe der Balken auch die Zahl der gültigen Stimmen je Bundesland ab. Damit wird zum Beispiel sichtbar, dass die KPÖ in der Steiermark mehr Stimmen geholt hat als Grüne und Neos im Burgenland zusammengenommen.
Begeben wir uns auf die Ebene zwischen Stadt und Land. Die Großstädte sind nach wie vor Hochburgen der Sozialdemokratie (und, weniger ausgeprägt, von Grünen und Neos). Die FPÖ kam dort nur auf 21,7 Prozent. Je weiter man sich von den Städten wegbewegt, desto blauer wird die Landschaft. Früher klar in der Hand der Volkspartei, sind die ländlichen Gebiete mittlerweile oft FPÖ-Bollwerke.
Steigen wir hinab auf die Gemeindeebene. Wie Ihre (oder jede beliebige andere) Gemeinde gewählt hat, erfahren Sie in der nächsten Grafik. Benutzen Sie das Suchfeld oder die Zoomfunktion und finden Sie über die Buttons die Wahlbeteiligung und die Hochburgen der Parteien heraus.
Die Nationalratswahlordnung kennt eine noch kleinere Gebietseinheit als Gemeinden. Um die Organisation und die Auszählung einer Wahl auch in Städten durchführbar zu halten, werden diese in sogenannte Wahlsprengel unterteilt.
Hier haben wir zum ersten Mal in der Geschichte der Nationalwahlberichterstattung die Sprengelergebnisse für die österreichischen Großstädte ab Innsbruck aufwärts zentral gesammelt und in Stadtkarten visualisiert.
In Wien ist gut erkennbar, dass die ÖVP in der City und den Villengegenden Richtung Wienerwald dominiert. In den Flächenbezirken Favoriten, Simmering sowie in Transdanubien ist die FPÖ vielfach neue stärkste Kraft, den großen Rest beherrscht nach wie vor die SPÖ.
So wie die ÖVP-Sprengel in Wien nach Westen ausfransen, tun sie das in Graz nach Osten. Die SPÖ bekam den Vorzug in der Innenstadt, durchsetzt allerdings von mehr grünen Sprengeln als in der Bundeshauptstadt. Der Süden gehört der FPÖ.
In Linz ist Urfahr, also der nördlich der Donau gelegene Stadtteil, hart umkämpft, dort konnten SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne anschreiben. Südlich der Donau wird die FPÖ stärker, je weiter man sich Richtung der Vorortgemeinden Traun, Ansfelden, St. Florian und Asten bewegt.
Die Stadt Salzburg ist so türkis wie kaum eine andere Landeshauptstadt. Der Gesamtsiegerin FPÖ ist es lediglich gelungen, ein paar blaue Flecken einzusprengen, und auch die SPÖ konnte sich nur in relativ wenigen Gegenden nördlich der Altstadt behaupten.
Je näher am Inn, desto weniger Türkis, und je weiter man flussaufwärts treibt, desto eher färbt sich Rot in Blau: So lässt sich die Innsbrucker Sprengelkarte am ehesten beschreiben. Die Tiroler Landeshauptstadt ist neben Wien übrigens die einzige hier dargestellte mit einem Neos-Sprengel.
Zum Schluss wollen wir Ihnen die im Titel versprochenen Karten, die den Verhältnissen näherkommen, nicht länger vorenthalten. Für die Wahlberichterstattung werden in der Regel sogenannte Choropleth-Karten verwendet. Dabei wird die gesamte Gebietseinheit – zum Beispiel ein Bundesland, ein Bezirk oder eine Gemeinde – in der Farbe des Wahlsiegers eingefärbt.
Diese Praktik muss wohl oder übel verzerrend ausfallen, denn sie suggeriert, dass flächenmäßig große Gemeinden auch vielen Stimmen entsprechen, selbst wenn dort nur wenige Menschen leben. Auf die Spitze getrieben wird das, wenn Gemeindegebiete zu großen Teilen auf Gewässer, Wälder oder hochalpines Terrain entfallen. In Letzterem gibt es vielleicht Murmeltiere und Steinböcke, aber bestimmt keine Wahlberechtigten, auch wenn die Gemeindefläche noch so blau, türkis oder rot eingefärbt ist.
Die folgende Karte versucht das ein wenig auszugleichen. Eingefärbt ist hierbei nur der Dauersiedlungsraum, also die Gebiete, die tatsächlich von Menschen bewohnt und bewirtschaftet werden. Oder, anders gesagt: die Ebenen und Täler, die nicht dicht bewaldet sind oder durchflossen werden.
Diese Karte kommt den tatsächlichen Verhältnissen also näher. Komplett bildet sie sie freilich dennoch nicht ab, denn auch die übrig gebliebenen Gebiete unterscheiden sich zum Teil noch markant in der Bevölkerungsdichte. So leben auf einem Quadratkilometer Wiener Innenstadt vielfach mehr Menschen als auf einem Quadratkilometer dauerhaft besiedeltem Waldviertel.
Diese Verzerrung auszubügeln ist Ziel der folgenden Karte. Hierbei wird die Gemeinde mit der höchsten Bevölkerungsdichte (bzw. Wahlberechtigtendichte) als Maßstab genommen und alle anderen Gemeinden entsprechend ihrer Dichte verkleinert. Die gezeigten und eingefärbten Flächen entsprechen nun dem tatsächlichen Stimmenanteil der jeweils führenden Partei.
Bei der letzten Karte handelt es sich um ein sogenanntes anamorphes Kartogramm. Bezirke mit mehr Einwohnern werden gemäß ihrer Bevölkerungszahl “aufgeblasen”, sodass ein Fischaugeneffekt entsteht. Auch hier bildet die eingefärbte Fläche in Summe die tatsächlichen Stimmenverhältnisse ab.
Wir hoffen, diese räumlichen Auswertungen haben Ihnen dabei geholfen, das aktuelle Wahlergebnis besser einzuordnen. Wenn Sie Wünsche oder Verbesserungsmöglichkeiten für die nächste Wahl haben, posten Sie sie gern ins Forum. (Robin Kohrs, Moritz Leidinger, Michael Matzenberger, 30.9.2024)
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