Neue Details zu Pager-Angriff im Libanon

Als Quellen gab die Zeitung israelische, arabische und US-amerikanische Sicherheitsbeamte an. Die proiranische Schiitenmiliz habe die Pager dem Bericht zufolge von einer ehemaligen Mitarbeiterin der taiwanischen Firma Apollo gekauft. Bei der Frau soll es sich um eine einstige Vertriebsmitarbeiterin des Unternehmens im Nahen Osten handeln, die ihre eigene Firma gegründet und eine Lizenz zum Verkauf einer Reihe von Pagern der Marke Apollo erworben hatte. Im Jahr 2023 soll die Frau der Hisbollah ein Angebot für die Pager vom Typ AR924 gemacht haben.

„Sie war diejenige, die mit der Hisbollah in Kontakt stand und ihnen erklärte, warum der größere Pager mit der größeren Batterie besser sei als das Originalmodell“, wird ein namentlich nicht genannter israelischer Beamter in dem Blatt zitiert. „Wie sich herausstellte, wurde die eigentliche Produktion der Geräte ausgelagert, und die Marketingverantwortliche hatte keine Kenntnis von der Operation und wusste nicht, dass die Pager in Israel unter der Aufsicht des Mossad physisch zusammengebaut wurden“, berichtete die Zeitung unter Verweis auf Beamte.

Empfänger mussten zur Entschlüsselung Knöpfe drücken

Die Batterien der Pager seien mit hochexplosivem Sprengstoff präpariert gewesen, der so gut wie nicht zu erkennen gewesen sei, schrieb die Zeitung weiter. Die Hisbollah habe die Pager vom Typ AR924 erst seit Februar an ihre Mitglieder verteilt. Mit den Handyvorläufern kann man zwar nicht telefonieren, aber Mitteilungen erhalten. Ihr Vorteil aus Sicht der Hisbollah war, dass sie nicht wie Handys zu orten sind.

Die Pager seien schließlich durch eine verschlüsselte Nachricht zur Explosion gebracht worden. Für die Entschlüsselung der Nachricht habe man zwei Knöpfe zugleich drücken müssen – um möglichst beide Hände zu verletzen und den Empfänger damit kampfunfähig zu machen, heißt es in der Zeitung.

Die kurz nach den Pagern zur Explosion gebrachten Walkie-Talkies seien hingegen schon seit 2015 bei der Hisbollah in Benutzung gewesen und hätten Israel in Echtzeit Informationen aus der Organisation geliefert. „Die mobilen Funkgeräte enthielten überdimensionierte Akkus, einen versteckten Sprengstoff und ein Übertragungssystem, das Israel vollständigen Zugriff auf die Kommunikation der Hisbollah gewährte“, heißt es in der Zeitung.

Hisbollah Kämpfer tragen einen Sarg eines getöteten Hisbollah-Soldaten

AP/Bilal Hussein
Bei den Explosionen wurden Dutzende Menschen getötet und etwa 3.000 zum Teil schwer verletzt

Auch Zivilisten unter Opfern

Bei den Explosionen wurden mindestens 39 Menschen getötet und etwa 3.000 zum Teil schwer verletzt. Bei den Opfern handelte es sich überwiegend um Hisbollah-Mitglieder. Es gab aber auch zivile Opfer.

Die Hisbollah ist ebenso Teil der vom Iran angeführten „Achse des Widerstands“ gegen Israel wie die Hamas. Bereits einen Tag nach dem Hamas-Angriff auf den Süden Israels am 7. Oktober eröffnete die mit ihr verbündete Hisbollah mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israels Norden. Israel siedelte vorsorglich Zehntausende Menschen aus der Grenzregion ab. Seit dem 23. September weitete Israel seine Raketenangriffe auf Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon bedeutend aus.

„New York Times“ berichtete über Scheinfirmen

Die „New York Times“ hatte bereits im September berichtet, dass der Mossad die Angriffe nicht nur geplant, sondern die Pager sogar selbst hergestellt hatte. Dazu sei die Gründung einer Scheinfirma in die Wege geleitet worden, die sich als internationaler Pager-Hersteller ausgegeben habe. Der Zeitung zufolge handelt es sich dabei um die in Ungarn ansässige BAC Consulting.

Sie soll im Auftrag des taiwanischen Unternehmens die Geräte hergestellt haben. Die taiwanische Firma wies jede Verantwortung von sich. Die ungarische Regierung bestritt zudem jede Verbindung zu BAC. BAC nahm laut „New York Times“ neben der Hisbollah auch andere Kunden an, für die sie eine Reihe von Pagern herstellte. Die Pager seien ab Sommer 2022 in kleinen Stückzahlen in den Libanon geliefert worden. Die Produktion sei aber schnell hochgefahren worden, nachdem der mittlerweile getötete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Mobiltelefone im Februar dieses Jahres erneut als Sicherheitsrisiko angeprangert hatte.

Teil des Plans Israels war es laut den mit der Operation Vertrauten auch, mindestens zwei weitere Scheinfirmen zu gründen, um die wahren Identitäten jener Personen zu verschleiern, die die Pager herstellten: israelische Geheimdienstmitarbeiter.

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