Selenskyj warnt vor Achse Putin – Kim

Er habe entsprechende Informationen seiner Geheimdienste, sagte Selenskyj am Donnerstag in Brüssel beim EU-Gipfel. Einige nordkoreanische Offiziere würden sich bereits in besetztem Gebiet in der Ukraine befinden. Russland wolle damit Lücken in seinen Streitkräften füllen, sagte Selenskyj. Die öffentliche Meinung in Russland sei nämlich gegen eine Mobilisierung von jungen Russen.

Nordkorea würde damit als erstes Land Russland mit Soldaten unterstützen, nach der iranischen Unterstützung mit Drohnen und Raketen. Das wäre „der erste Schritt zu einem Weltkrieg“. Ähnlich äußerte sich Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft.

Abkommen zwischen Putin und Kim

Die Zahl 10.000 hatte auch der „Kyiv Independent“ vermeldet, unter Berufung auf einen westlichen Diplomaten. Erste Berichte hatte es bereits vergangene Woche gegeben, wonach sechs nordkoreanische Soldaten bei einem ukrainischen Angriff auf ein von Russland besetztes Gebiet in der Nähe der ostukrainischen Stadt Donezk getötet worden seien. Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass die Berichte zutreffen, sagte der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Yong Hyun.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un heuer im Juni ein militärisches Abkommen abgeschlossen. Pjöngjang unterstützt Russland bereits massiv mit Waffen und Munition. Einem Bericht des südkoreanischen Geheimdienstes zufolge liefert das international weitgehend isolierte Land vor allem Artilleriegeschoße und Kurzstreckenraketen.

Russischer Präsident Putin und nordkoreanischer Machthaber Kim Jong Un

Reuters
Putin besuchte Nordkorea im Juni

Große Zweifel bei Beobachtern

Von ukrainischen Geheimdiensten heißt es, eine Truppe von 3.000 Mann solle an den laufenden russischen Verteidigungsoperationen im Gebiet Kursk beteiligt sein, berichtet der US-Thinktank Institute for the Study of War, hält aber fest, dass sich diese Informationen nicht bestätigen ließen. Von der BBC, der „New York Times“ und dem „Guardian“ befragte westliche Experten zweifeln allerdings an, dass größere Truppenverbände aus Nordkorea für Russland kämpfen könnten.

Schon allein aufgrund der Sprachbarrieren sei es schwierig, die Nordkoreaner in die Truppenverbände zu integrieren, zudem hätten sie keine Kampferfahrung. Zwar geht man davon aus, dass nordkoreanische Soldaten möglicherweise auf russischem Gebiet trainiert werden – zum Einsatz würden bisher aber wohl nur Fachleute für technische Unterstützung kommen.

Werbung für „Siegesplan“

Der ukrainische Präsident kam am Donnerstag zum EU-Gipfel nach Brüssel, um bei den EU-Staats- und -Regierungschefs für seinen „Siegesplan“ zu werben. Für die Ukraine sei es wichtig, die zugesagten 50 Milliarden Dollar der G-7-Staaten bzw. die 35 Milliarden Euro der EU „so schnell wie möglich zu bekommen“, um Lücken in der militärischen Versorgung schließen zu können, sagte Selenskyj. Außerdem forderte er dringend weitere Kapazitäten zur Luftabwehr und Langstreckenwaffen.

Selenskyjs Berichte über die nordkoreanischen Truppen für Russland sollten wohl seiner Forderung nach mehr Unterstützung für die ukrainische Armee Nachdruck verleihen. „Wenn wir über mehr Langstreckenfähigkeiten für die Ukraine und mehr entscheidenden Nachschub für unsere Streitkräfte sprechen, geht es nicht nur um eine Auflistung von militärischer Ausrüstung“, sagte er. Vielmehr gehe es darum, den Druck auf Moskau so weit zu erhöhen, dass es ihm nicht mehr standhalten könne. „Und es geht darum, einen größeren Krieg zu verhindern.“

EU bekräftigt finanzielle Unterstützung

Nach der Vorstellung seines Friedensplans bekräftigte der EU-Gipfel seine Unterstützung für die Ukraine. Im entsprechenden Teil der Abschlusserklärung wird die Bedeutung betont, dass die G-7-Partner ihre Zusage für einen rund 45 Mrd. Euro schweren Kredit für die Ukraine bis Ende des Jahres einhalten.

Selenskyj forderte in seiner Rede vor dem EU-Gipfel genauso wie im Anschluss bei einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister eine Einladung für die Ukraine, der NATO beizutreten. Damit würden „keine roten Linien überschritten“, versicherte er. Eine solche Einladung würde vielmehr die diplomatische Position der Ukraine stärken. NATO-Chef Mark Rutte betonte bei einer Pressekonferenz mit Selenskyj am Donnerstagabend: „Die Ukraine wird Mitglied der NATO werden, und bis das passieren wird, werden wir alles tun, damit sich die Ukraine durchsetzen wird.“ Die Berichte über nordkoreanische Soldaten nannte Rutte besorgniserregend, konnte sie aber nicht bestätigen.

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