Sinwar-Tod „wichtiger Meilenstein“
Sinwars Tod biete nun allerdings die Chance auf Frieden im Nahen Osten, wie Netanjahu in einer Videobotschaft weiter mitteilte. „Das ist ein wichtiger Moment in diesem Krieg. Wir werden mit voller Kraft weitermachen, bis alle Ihre Lieben, unsere Lieben, wieder zu Hause sind“, sagte der israelische Premier Richtung der Angehörigen der weiter im Gazastreifen von der Hamas festgehaltenen Geiseln.
Die Bestätigung folgte nur wenige Stunden nach ersten Berichten über den möglichen Tod des von Israel gesuchten Hamas-Anführers. Die israelischen Streitkräfte (IDF) hatten am späten Nachmittag mitgeteilt, man führe DNA-Tests an einer Leiche durch, um festzustellen, ob es sich um Sinwar handelt. Zur Abklärung der Identität seien auch Fingerabdrücke bereits abgeglichen worden. Am Abend teilten die IDF schließlich in einer Erklärung mit, nach Abschluss der Identifizierung der Leiche könne Sinwars Tod bestätigt werden.
Kriegleder: „Jubel in Israel“
In Israel löst die Nachricht über den Tod des Hamas-Chefs Jubel und Erleichterung aus, berichtet David Kriegleder.
Der Chef der israelischen Armee, Herzi Halevi, erklärte derweil, mit Sinwars Tötung habe Israel „seine Rechnungen (mit dem Hamas-Anführer) beglichen“. Sinwar sei „für diesen sehr schwierigen Tag vor einem Jahr verantwortlich“ gewesen. Die Armee werde allerdings „nicht ruhen“, bis alle Beteiligten des Hamas-Großangriffs vom 7. Oktober 2023 gefasst seien.
Soldaten bemerkten Ähnlichkeit zu Sinwar
Sinwar wurde laut Medienberichten in Rafah getötet. CNN-Angaben zufolge sei das Haus, in dem sich Sinwar verschanzte, auch von einem Panzer beschossen worden. Später habe zunächst eine Drohne das Gebiet des Angriffs überprüft, wobei Soldaten in den Trümmern eine Leiche entdeckten, bei der auch Ähnlichkeiten mit Sinwar erkannt worden seien.
Insgesamt seien bei dem Einsatz drei Hamas-Terroristen getötet worden, so das Nachrichtenportal Times of Israel: „Als die Soldaten anschließend das Gebäude betraten, stellten sie fest, dass einer der toten Terroristen Sinwar sehr ähnlich sah.“ Geiseln haben sich den Angaben zufolge in dem Gebäudeteil keine befunden. Berichten zufolge hat sich Sinwar während des gesamten Krieges unter Geiseln versteckt und diese als menschliche Schutzschilde benutzt.
Präsident Herzog dankt Soldaten
Israels Präsident Jitzchak Herzog dankte in einer ersten Reaktion den israelischen Streitkräften, dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet und allen am Einsatz beteiligten Sicherheitsdiensten. Sinwar ist laut Herzog Drahtzieher der Hamas-Angriffe auf Israel vom 7. Oktober und war auch die Jahre zuvor für Terrorakte und die Ermordung Tausender unschuldiger Menschen verantwortlich.
Der israelische Außenminister Israel Katz bezeichnete den Tod von Sinwar als „bedeutenden militärischen und moralischen Erfolg für Israel und einen Sieg für die gesamte freie Welt gegen die Achse des Bösen des radikalen Islam unter Führung des Iran“. Nach den Worten des israelischen Außenministers eröffne die „Ausschaltung Sinwars“ nun auch „die Möglichkeit der sofortigen Freilassung der Geiseln und ebnet den Weg für einen Wandel, der zu einer neuen Realität in Gaza führen wird – ohne Hamas und ohne iranische Kontrolle“.
Biden: „Ein guter Tag für die Welt“
US-Präsident Joe Biden sprach nach der Bestätigung von Sinwars Tod von einem „guten Tag“ für die Welt. Es gebe jetzt „die Möglichkeit für einen ‚Tag danach‘ im Gazastreifen ohne Hamas an der Macht und für eine politische Lösung, die Israelis und Palästinensern gleichermaßen eine bessere Zukunft bietet“, hieß es in einer am Donnerstag in Washington veröffentlichten Erklärung Bidens, der sich gerade auf dem Weg nach Deutschland befand.
Auch Vizepräsidentin Kamala Harris erklärte, nun bestehe „die Möglichkeit, den Krieg im Gazastreifen endlich zu beenden“. Und er müsse so enden, „dass Israel sicher ist, die Geiseln freigelassen werden und das Leiden im Gazastreifen ein Ende hat“.
Der britische Premierminister Keir Starmer erklärte, dass Großbritannien Sinwars Tod nicht betrauern werde. Stattdessen seien seine Gedanken bei den Familien der Opfer. Sinwar werde als der Architekt der Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 angesehen, so NATO-Generalsekretär Mark Rutte – er persönlich werde ihn nicht vermissen. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) wies ebenfalls darauf hin, dass Sinwar ein Extremist gewesen sei, der schlimmste Verbrechen begangen habe. Über die Frage, ob die Befreiung der israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas nun leichter oder schwieriger werde, wollte Scholz keine Spekulationen anstellen.
„Gesicht des Bösen“
Sinwar gilt als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober 2023, Auslöser des Gaza-Kriegs und der regionalen Eskalation. Der Tod des 62-jährigen Sinwar ist ein schwerer Schlag für die Hamas. Der jahrelange Anführer der Hamas im Gazastreifen war zum Gesamtführer der Terrororganisation bestimmt worden, nachdem sein Vorgänger Ismail Hanija im Juli in Teheran bei einem mutmaßlichen israelischen Angriff getötet worden war. Israel hat seine Beteiligung an dem Angriff bisher nicht bestätigt.
Hamas-Chef Sinwar tot
Hamas-Chef Jahja Sinwar ist bei einem israelischen Einsatz in der Grenzstadt Rafah im südlichen Gazastreifen getötet worden. Das bestätigte am Donnerstagabend der israelische Außenminister Israel Katz.
Israel bezeichnete Sinwar als „das Gesicht des Bösen“. Seit dem 7. Oktober 2023 wurde er nicht mehr öffentlich gesehen. Nach Angaben aus Kreisen der Hamas war Sinwar die entscheidende Person auch bei den bisher gescheiterten Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der israelischen Geiseln.
Sinwar verbüßte eine 22-jährige Haft in Israel, bevor er 2011 bei einem Gefangenenaustausch freikam. In einer Rede 2022 hatte Sinwar geschworen, eine Flut von Kämpfern und Raketen nach Israel zu senden. Er trat kompromisslos für die Gründung eines Staates Palästina und die Vernichtung Israels ein.
Dutzende Geiseln weiter im Gazastreifen
Bei dem brutalen Überfall vom 7. Oktober hatten Hunderte Hamas-Terroristen und Kämpfer verbündeter islamistischer Palästinensergruppen den Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel durchbrochen. In mehreren südisraelischen Ortschaften, auf dem Nova-Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1.205 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten.
Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch rund 100 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot. Israel geht seit dem Hamas-Angriff vor einem Jahr militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 42.400 Menschen getötet.
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