Studie: Ministerium sieht “solide” Leistungen in Mathematik trotz geringerer Motivation

Studie

Eine internationale Erhebung zeigt, dass sich Österreichs Schulkinder bei den Mathe-Leistungen im EU-Schnitt bewegen. Ein entscheidender Faktor für das Abschneiden ist immer noch das Elternhaus

Schüler rechnet
In Österreich wurden rund 4600 Schüler der vierten Klasse AHS/Mittelschule getestet.
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Wie gut oder weniger gut können Österreichs Jugendliche rechnen, wie stark sind die Kompetenzen in den Naturwissenschaften? Antworten darauf gibt die am Mittwoch veröffentlichte Timms-Studie (Trends in International Mathematics and Science Study), eine internationale Vergleichsstudie, an der 44 Länder teilnahmen. Die Ergebnisse bezeichnet Bildungsminister Martin Polaschek als “solide”: In Mathematik bewegen sich die Schülerinnen und Schüler im EU-Schnitt, international schneiden sie besser als der Durchschnitt ab.


Für die Studie mussten im Frühjahr 2023 Kinder und Jugendliche der vierten und achten Schulstufe Fragen in den Testgebieten Mathematik und Naturwissenschaften beantworten. In Österreich wurden dieses Mal nur Jugendliche ab der achten Schulstufe gefragt – bei den letzten Durchgängen war man dagegen nur mit der vierten Schulstufe vertreten, wodurch es keine aktuellen Vergleichswerte gibt. Getestet wurden hierzulande rund 4600 Schülerinnen und Schüler in 157 Schulen.


Elternhaus entscheidend

Sowohl in der Mathematik als auch in den Naturwissenschaften erreichten die Schülerinnen und Schüler je 512 Punkte. Ganz an der Spitze liegt dabei jeweils Singapur mit Werten über 600. Dahinter folgen Taiwan, Südkorea bzw. Japan. Bestes EU-Land in Mathematik ist Irland (522), in den Naturwissenschaften Finnland (521). Österreich liegt in beiden Testgebieten ähnlich wie bei der bekannteren Pisa-Studie, die etwas ältere Schüler abtestet.

Grundsätzlich verdankt Österreich in Mathe sein insgesamt gutes Ergebnis vor allem der vergleichsweise geringen Zahl an schwachen Schülern. Nimmt man diese Gruppe in den Fokus, so sticht etwas deutlich hervor: Wie die Schülerinnen und Schüler abschneiden, hängt vom Elternhaus aus. Gerade jene mit niedrigem Sozialstatus (unter anderem Bildungsstatus der Eltern, Zugang zu Ressourcen) und Migrationshintergrund schneiden weiterhin schlechter ab als ihre Vergleichgruppen. Wie die Timms-Studie zeigt, schafft es das österreichische Bildungssystem nicht, die Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund auszugleichen – diese gehören zu den größten im internationalen Vergleich.


Heimische Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus erreichten in Mathe im Schnitt um 88 Punkte weniger als jene mit hohem Sozialstatus, bei den Naturwissenschaften betrug die Differenz sogar 112 Punkte. Schüler mit Migrationshintergrund erreichten im Schnitt in Mathematik 38 Punkte weniger und in Naturwissenschaften um 57 Punkte weniger. Zur Einordnung: 40 Punkte entsprechen dabei grob einem Lernjahr.


Mangelnde Motivation

Kaum einen Unterschied gibt es zwischen den Geschlechtern: Burschen erzielen zwar sowohl in Mathe als auch Naturwissenschaften tendenziell bessere Leistungen – die Unterschiede in Österreich (sieben bzw. sechs Punkte) sind aber praktisch nicht bedeutsam.


Was allerdings auffällt: Jugendlichen hierzulande bereiten Mathematik und die Naturwissenschaften weit weniger Freude als in anderen EU-Ländern. Hier zeigen sich Geschlechterunterschiede: Burschen haben mehr Freude an Mathematik, Geografie, Physik und Chemie als Mädchen. Mädchen wiederum an Biologie.


Was schlussfolgert Bildungsminister Martin Polaschek daraus? “Die Ergebnisse zeigen, dass Österreichs Schulen in Mathematik und Naturwissenschaften solide Grundlagen vermitteln”, heißt es in einer Aussendung. Gleichzeitig müssten aber auch soziale und migrationsbedingte Unterschiede weiter reduziert werden. “Bildungschancen müssen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status für alle jungen Menschen gleichermaßen zugänglich sein.” Hier verweist Polaschek auf Fördermaßnahmen, die in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle spielen werden. (etom, APA, 3.12.2024)


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