Hinweise auf einen möglichen Schönborn-Nachfolger: Ein “charismatischer” Benediktinermönch

Kardinal

Bernhard Eckerstorfer, Mönch in Kremsmünster, derzeit Rektor der Päpstlichen Hochschule Sant’Anselmo in Rom, wird als möglicher Kardinal genannt

Bernhard Eckerstorfer ist Pater im Stift Kremsmünster und Rektor der Päpstlichen Hochschule Sant’Anselmo in Rom.
Stift Kremsmünster/Kerschbaumer

In seine Abschiedspressekonferenz hatte Kardinal Christoph Schönborn möglicherweise einen Hinweis auf seinen Nachfolger als Kardinal verpackt. Nachdem er darüber philosophiert hatte, dass Papst Franziskus bei der Ernennung von Kardinälen Europa eher links liegen lasse und sich mehr auf die “Peripherie” des Katholikentums konzentrierte, sagte Schönborn: “Aber vielleicht wird es ja in Österreich eine sehr charismatische oder faszinierende Gestalt geben, die den Papst bewegt, dass er sie zum Kardinal ernennt.”

Video: Christoph Schönborn glaubt zumindest öffentlich nicht an einen Kardinalsnachfolger aus Österreich
APA

Kirchliche Insider wollten darin einen Hinweis sehen, dass der sehr charismatische Prof. Pater Bernhard Eckerstorfer OSB, Mönch im Stift Kremsmünster und Rektor der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom, gemeint ist. Dem Vernehmen nach steht er auf der Vorschlagsliste, die dem päpstlichen Nuntius in Wien übermittelt wurde. Dies wird jedoch von kirchlichen Kreisen ausdrücklich als Spekulation bezeichnet. Eckerstorfer wurde vor einigen Wochen von der der Kirche nahestehenden Kleinen Zeitung ins Spiel gebracht.


Karitativ für Obdachlose

Eckerstorfer wurde 1971 in Linz geboren. Nach dem Zivildienst für die Caritas als Betreuer von Obdachlosen und Studium der Theologie, Philosophie und Geografie trat er im Jahr 2000 mit 29 Jahren dem Benediktinerorden im oberösterreichischen Stift Kremsmünster bei. OSB bedeutet Ordo Sancti Benedicti, der Benediktinerorden ist eine Gründung des Heiligen Benedikt und einer der ältesten Orden der katholischen Kirche überhaupt. Benedikt begründete die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Abtei Monte Cassino im Hinterland von Neapel.


Der mit Anfang 50 jugendlich wirkende Eckerstorfer war unter anderem Pressesprecher des Stiftes Kremsmünster und ist immer wieder bei ORF-Live-Übertragungen von Gottesdiensten mit Papst Franziskus im Einsatz. Er wirkt sehr medienaffin und medienoffen.


Seit 2017 war er am Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo in Rom tätig. Das ist die theologische Hochschule der Benediktiner mit etwa 680 internationalen Hörern, sie gilt als besondere Quelle der Beschäftigung mit den historischen Entwicklungen der kirchlichen Liturgie. Seit 2020 ist Eckerstorfer der Rektor dieser Päpstlichen Hochschule auf dem Aventin, einem der sieben Hügel Roms. Er wurde, wie er selbst sagt, mit großer Mehrheit gewählt. Außerdem wurde er 2022 Beirat beim wichtigen Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, das sich mit der Gestaltung der Liturgie beschäftigt.

Voraussichtlich Ende Jänner tritt Kardinal Christoph Schönborn den Ruhestand an.
APA/HANS KLAUS TECHT

Spiritualität – Verinnerlichung, das ist es, was auch Kardinal Christoph Schönborn als Antwort auf den massiven Rückgang der Mitglieder der katholischen Kirche in Österreich (von rund 90 Prozent im Jahr 1951 auf knapp über 50 Prozent heute) sehen möchte. Überdies würde, so ein Kirchenmann, der karitative Einsatz für Obdachlose dem “Anforderungsprofil” des Papstes entsprechen.


Ohne Lebensplanung

Zu Ostern 2022 sagte Eckerstorfer in einem ORF-Interview: Er habe als Student die Lebensform der Benediktiner kennengelernt, in Sant’Anselmo internationale Offenheit. Er habe als Student eine Freundin gehabt, aber der Weg ins Kloster sei dann doch seine “große Liebe” gewesen. Als Pressesprecher des benediktinischen Klosters habe er mit Missbrauchsfällen zu tun gehabt, das Stift habe mehrere Hunderttausend Euro Entschädigungen gezahlt. Es sei das Gebot der Stunde gewesen, das möglichst wahrhaftig aufzuarbeiten. Der Gesellschaft sei klar geworden, dass “die Perspektive umgedreht werden muss” – nicht das Kloster, sondern die Opfer sollten im Mittelpunkt stehen. Die von Kardinal Schönborn eingesetzte Klasnic-Kommission sei sehr wichtig gewesen. Das Thema des Missbrauchs sei eine Art Reality-Check der Kirche und der Klöster gewesen. Sie habe gezeigt, “dass wir umkehren müssen”.


Der sogenannte synodale Weg könnte sich als der wichtigste Weg der Kirche unter Papst Franziskus erweisen. Dieser Prozess solle allen in der Kirche eine neue Sprache geben. Das sei eine Kulturveränderung.


Eckerstorfer sagte, er habe keine Lebensplanung, er sei nicht ins Kloster gegangen, weil er etwas werden wollte, aber wenn er seine Talente einsetzen könne, freue es ihn. (Hans Rauscher, 20.12.2024)


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