STANDARD-Umfrage zeigt Rekordpessimismus zur Jahreswende
Blick in die Zukunft
48 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagen Ende 2024, dass sie mit Pessimismus und Skepsis auf die kommenden Monate blicken. FPÖ-Wähler überdurchschnittlich negativ eingestellt
Mehr als die Hälfte der österreichischen Wahlberechtigten – 56 Prozent – meinen, dass das Leben alles in allem derzeit in Österreich eher schlechter ist als vor fünf Jahren. 34 Prozent meinen, es sei etwa gleich gut, und nur sechs Prozent sehen eine Verbesserung. Das geht aus der aktuellen Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor. Besonders die Wählerschaft der Freiheitlichen sieht eine Verschlechterung; ein Gleichbleiben oder gar Verbesserungen werden vor allem von jungen Menschen wahrgenommen, die sich gerade eine Existenz aufbauen.
In die abgefragte Fünf-Jahre-Phase fallen sowohl die türkis-grüne Regierung, die seit Anfang 2020 im Amt ist, als auch die Corona-Epidemie, der russische Überfall auf die Ukraine und die massiven Inflationsschübe.
Market-Institutsleiter David Pfarrhofer weist auf den engen Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen schlechten Situation des Landes und der Neigung, FPÖ zu wählen, hin: “Freiheitliche Wähler sind überdurchschnittlich negativ eingestellt, unter ihnen sind 68 Prozent erklärte Zukunftsskeptiker und Pessimisten, aber nur 16 Prozent Optimisten. Das schlägt sich natürlich auch in den Gesamtdaten nieder.”
Land auf falschem Weg gesehen
Und diese Gesamtdaten sind negativ wie schon lange nicht: Beinahe jeder Zweite gibt in der aktuellen Umfragewelle an, den nächsten Monaten mit Pessimismus entgegenzusehen, nur 22 Prozent sind ausdrücklich optimistisch.
Pfarrhofer: “22 Prozent Optimisten im Dezember sind ein Negativrekord. Üblicherweise sehen Menschen die Welt kurz vor Weihnachten etwas optimistischer als sonst – diesen Effekt konnten wir in der heurigen Umfragewelle vor Weihnachten nicht feststellen, im Gegenteil: Heuer waren die Menschen im Sommer optimistischer als zu Weihnachten.”
Seitdem weitgehend unverändert ist der Anteil der Befragten, die meinen, dass sich das Land insgesamt in die falsche Richtung entwickle: Das sagen derzeit 73 Prozent. Wobei die Erwartungen, was denn wohl die richtige Richtung wäre, in unterschiedlichen Parteiwählerschaften differieren dürften: Die wenigen Befragten, die eine richtige Entwicklung sehen, neigen stark der ÖVP zu – aber auch die Wählerschaft der derzeitigen Kanzlerpartei sieht mehrheitlich eine falsche Entwicklung Österreichs. Noch deutlicher sind die Zweifel in anderen politischen Gruppierungen: Neun von zehn FPÖ-Wählern sehen die Republik auf dem falschen Weg, bei den Neos-Wählern sind es sieben von zehn.
Viele “eher glücklich”
Die politisch-gesellschaftliche Einschätzung schlägt zumindest teilweise auch auf die persönliche Befindlichkeit durch. DER STANDARD ließ fragen: “Wenn jemand über Sie sagen würde: ‘Das ist ein glücklicher Mensch’ – hätte er/sie recht damit?”
Was im Langzeitvergleich allerdings auffällt: Tendenziell nimmt seit dem Jahr 2020 die Einschätzung ab, dass man als uneingeschränkt glücklich zu bezeichnen wäre. Und: Wer die nächsten Monate optimistisch sieht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch glücklich, und umgekehrt sind glückliche Menschen auch optimistischer. Pessimisten stufen sich allenfalls als “eher schon” oder in geringerem Maß als “eher nicht” glücklich ein – und sind dann eher geneigt, die FPÖ zu wählen. (Conrad Seidl, 30.12.2024)
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