Spuren und Spekulationen zu Ursachen

Brandermittler hätten inzwischen mit der Suche nach den Ursachen der Brände begonnen, berichtete die „Los Angeles Times“ Sonntagabend und Montagfrüh (Ortszeit). Es seien allerdings nicht nur Expertinnen und Experten am Werk, sondern auch Laien, insofern blühten auch Spekulationen.

Diese reichten von Brandstiftung über Aschereste als möglichen Auslöser der Brände bis zu einem möglichen Defekt an einer Stromleitung. Zumindest diese potenzielle Ursache wird laut der US-Zeitung ernsthaft untersucht, wobei die Ermittlungen noch ganz am Beginn stünden und Wochen dauern könnten, wie es am Montag hieß.

„Viel Desinformation“

Als mögliche Ursache zumindest für einen der Großbrände, das „Eaton Fire“, wurde laut der Zeitung ein Defekt an einer Hochspannungsleitung im Eaton Canyon genannt. Fachleute untersuchten den möglichen Brandherd, Fotos und Videos hatten nach dem Ausbruch des Feuers Flammen am Fuß großer Gittermasten gezeigt.

Kalifornisches kennzeichen eines verbrannten Autos

Reuters/Shannon Stapleton
Reste eines zerstörten Autos

Ansonsten blühten die Spekulationen und Verschwörungstheorien, so Ginger Colbrun von der Bundespolizeibehörde US Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives (ATF), zuständig für die Ermittlungen zu Brandstiftung in schweren Fällen. Es zirkuliere „viel Desinformation“, gleichzeitig wollten „viele Menschen Antworten“, was verständlich sei. Nun müsse einmal ermittelt werden. Bisher sei alles nicht mehr als Spekulation.

Wind als großer Risikofaktor

Die Lage sei weiterhin sehr kritisch, Entwarnung sei nicht in Sicht, hatten die Feuerwehren im Großraum Los Angeles am Sonntag (Ortszeit) gewarnt. Laut letzten Wetterprognosen der US-Meteorologiebehörde National Weather Service (NWS) soll noch am Montag starker Wind mit Geschwindigkeiten bis 110 Kilometer pro Stunde aufkommen.

Feuerwehrmann mit Motorsäge bei der Brandbekämpfung

Reuters/Ringo Chiu
Schneisen schlagen gegen eine Ausbreitung der Brände

Der Wind droht Glutnester erneut zu entfachen und Brände durch Funkenflug zu vertragen; die Feuerwehr von Los Angeles dämpfte die Hoffnung Zehntausender von Evakuierungen betroffener Menschen auf eine rasche Rückkehr in ihre Wohnungen. Das NWS gab erneut eine „Red Flag Warning“, eine Warnung vor sehr hohem Brandrisiko, für mehrere Bezirke zwischen Los Angeles und San Diego heraus.

Brände breiten sich weiter aus

Bis Dienstagabend bestehe ein hohes Risiko, dass sich Brände mit starken Windböen „explosionsartig“ ausbreiten, zitierte die „Los Angeles Times“ den Meteorologen Ariel Cohen vom Büro des NWS in Oxnard im Bezirk Ventura in Kalifornien. Evakuierungsanordnungen müsse unbedingt Folge geleistet werden. „Sekunden können helfen, ihr Leben zu retten.“

Eingangstür zu einem durch die Brände zerstörten Haus

APA/AFP/Frederic J. Brown
Tausende Gebäude wurden ein Raub der Flammen

Im Stadtteil Pacific Palisades von Los Angeles hatten sich die Flammen am Wochenende weiter ausgebreitet und auch das berühmte Kunstmuseum Getty Center bedroht. Außerdem bewegten sich einzelne Brände in Richtung des dicht besiedelten San Fernando Valley und des Stadtviertels Brentwood.

Zumindest 24 Tote und 12.000 zerstörte Gebäude

Die jüngsten offiziellen Zahlen dokumentieren das Ausmaß der Katastrophe: Der neuen Liste der Abteilung für Gerichtsmedizin im Bezirk Los Angeles zufolge starben im gesamten Brandgebiet bisher mindestens 24 Menschen.

Grafik zeigt Waldbrände bei und in Los Angeles

Grafik: APA/ORF; Quelle: fire.ca.gov

Acht Tote wurden laut den Angaben in Pacific Palisades gefunden, 16 im Gebiet des „Eaton Fire“ in und um die Vorstadt Pasadena. Bis Sonntagabend (Ortszeit) waren die Behörden von 16 Toten ausgegangen. Mehrere Menschen werden vermisst.

Der jüngsten Zwischenbilanz der Brandschutzbehörde Cal Fire zufolge wurden bisher durch die Brände etwa 12.000 Gebäude zerstört, Wohnmobile inklusive. Alleine das „Palisades Fire“ verwüstete 9.500 Hektar (95 Quadratkilometer) Fläche, das „Eaton Fire“ in und um Altadena und Pasadena 5.600 Hektar. Am Samstag hatten die Behörden in Los Angeles weitere Evakuierungen angeordnet. Laut „Los Angeles Times“ waren die größten Brände mit Stand Sonntagfrüh bestenfalls zu einem Viertel unter Kontrolle.

Kein schnelles Ende der Evakuierungen

Zehntausende Menschen, die aufgrund von Evakuierungsaufforderungen ihre Wohnungen verlassen hatten, können nach Angaben der Feuerwehr nicht mit einer baldigen Rückkehr in die betroffenen Gebiete rechnen. Die Lage sei „nicht sicher“, sagte der Feuerwehrchef von Los Angeles, Anthony Marrone. Eine Rückkehr sei ausgeschlossen, solange die gefährlichen Wetterbedingungen mit starken Windböen anhielten.

Grafik zu Winden in Kalifornien

Grafik: APA/ORF

Selenskyj will Feuerwehrleute schicken

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bot unterdessen an, Feuerwehrleute aus seinem Land nach Los Angeles zu entsenden. Er habe Innenminister Ihor Klymenko angewiesen, „die mögliche Beteiligung unserer Rettungskräfte an der Bekämpfung der Waldbrände in Kalifornien vorzubereiten“, sagte Selenskyj in einer im Onlinedienst X veröffentlichten Videobotschaft. 150 ukrainische Feuerwehrleute seien „einsatzbereit“.

Plünderungen und Ausgangssperren

Im Raum Los Angeles stieg mit der Dauer der Brände auch die Zahl der Fälle von Plünderungen. Zuletzt nahm die Polizei einen als Feuerwehrmann verkleideten mutmaßlichen Plünderer fest. Dieser sei „während eines Einbruchs in ein Haus“ angetroffen worden, sagte der Sheriff des Bezirks Los Angeles, Robert Luna, am Sonntag. Der Mann in einer falschen Feuerwehruniform gehörte nach Lunas Angaben zu einer Gruppe von drei Personen, die sich verbotenerweise im Sperrgebiet von Pacific Palisades aufhielten.

Der Leiter der Polizeibehörde von Los Angeles (LAPD), Jim Mcdonnell, sagte zu dem Fall: „Es gibt Menschen, die alles tun würden, um die Opfer dieser Tragödie auszunutzen.“ Dem Mann droht wegen seiner Verkleidung als Feuerwehrmann eine härtere Strafe als anderen Plünderern. Diese Form der Amtsanmaßung wird in Kalifornien mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet.

In den Gebieten von Pacific Palisades und dem Vorort Altadena, die besonders von den Bränden betroffen sind, gelten als Maßnahme gegen Plünderer nächtliche Ausgangssperren. Wer sich dennoch zwischen 18.00 und 6.00 Uhr in von Evakuierungsanordnungen betroffenen Gebieten aufhält, wird laut Polizeiangaben festgenommen. Von Evakuierungsanordnungen waren am Sonntag insgesamt noch mehr als 100.000 Menschen betroffen.

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