Nordkorea erleidet hohe Verluste in Russland

Die BBC beruft sich in ihrem Bericht von Mittwoch auf westliche Militärvertreter. Die nordkoreanischen Truppen sollen laut BBC einer Eliteeinheit angehören, würden aber „anscheinend mit vergleichsweise wenig Ausbildung oder Schutz in den Kampf geworfen“. Sie hätten keine Chance, so der ehemalige Panzerkommandant der britischen Armee, Oberst Hamish de Bretton-Gordon, gegenüber der BBC.

Die Nordkoreaner würden als Fußsoldaten eingesetzt, sagte Celeste A. Wallander, die in der US-Regierung von Joe Biden stellvertretende Sekretärin des Pentagon für internationale Sicherheitsfragen war, der „New York Times“. Sie würden im Wesentlichen als separate Kampftruppe, die sich in Sprache, Ausbildung und Militärkultur unterscheidet, auftreten.

Ohne Rücksicht auf Verluste

Ukrainische Soldaten und Kommandanten berichteten der „New York Times“, die Nordkoreaner würden fast ohne gepanzerte Fahrzeuge zur Unterstützung in kleinen Gruppen vorrücken. Auch bei schweren Verlusten gebe es keinen Rückzug oder Neuformationen. Und sie seien offenbar angewiesen, sich nicht gefangen nehmen zu lassen, sondern bei schweren Verwundungen eine Granate zu zünden.

Nach Einschätzung aller Beobachter hat Russland große Probleme, die Nordkoreaner in das Kampfgeschehen zu integrieren. Es gebe große Kommunikationsprobleme, die laut „New York Times“ mindestens zweimal dazu führten, dass nordkoreanische und russische Streitkräfte aufgrund von Verwechslungen direkt aufeinandertrafen.

Tote bei „friendly fire“

Schon Mitte Dezember berichteten mehrere ukrainische Medien, dass acht tschetschenische Soldaten bei einem nordkoreanischen Beschuss getötet wurden. In mehreren russischen Telegram-Kanälen wurde dieser Tage ein Steckbrief von drei Nordkoreanern geteilt, die fünf russische Soldaten getötet haben sollen und nun auf der Flucht seien. Hintergründe zu dem Vorfall sind nicht bekannt.

Man habe jetzt begonnen, Kampfgruppen zu bilden, bei denen eine Person Russisch spricht, berichtet ein ukrainischer Kommandant der „New York Times“. Allerdings sei das auch nicht besonders effektiv.

Zweite Tranche soll folgen

Laut „New York Times“ soll Nordkorea bis Mitte März 2025 neues Militärpersonal nach Russland entsenden. Die Zeitung, die sich auf einen hohen Beamten des US-Verteidigungsministeriums beruft, machte aber keine Angaben darüber, ob Nordkorea seine Streitkräfte ablöst, aufstockt oder die Verluste kompensiert. Die derzeit im Kursk kämpfenden Nordkoreaner waren übereinstimmenden Berichten zufolge rund einen Monat im Osten Russlands ausgebildet worden. Nun geht man davon aus, dass es mit den neuen Streitkräften ähnliche Pläne gibt.

Russland versucht, nordkoreanische Hilfe zu verschleiern

Der US-Thinktank Institute for the Study of War veröffentlichte vor Kurzem die Einschätzung, dass bei der derzeitigen Verlustquote das gesamte nordkoreanische Kontingent bis etwa Mitte April 2025 getötet oder verwundet werden könnte. Es sei unwahrscheinlich, dass neue nordkoreanische Truppen „die russischen Operationen entscheidend verbessern werden“. Russland dementiert, dass nordkoreanische Truppen in der Region kämpfen.

Laut „New York Times“ würden die Soldaten für den Fall, dass sie doch in ukrainische Hände fallen, mit gefälschten Papieren versorgt, die sie als Russen aus dem Fernen Osten ausweisen. Ein ukrainischer Kommandant berichtete in der Zeitung auch, dass bei einer Gefangennahme von Nordkoreanern Russland Drohnen einsetze und bei den Angriffen auch nicht davor zurückschrecke, die Verbündeten ebenfalls zu töten.

Region als Faustpfand für die Ukraine

Die Ukraine hatte im Sommer 2024 in einer Blitzaktion völlig überraschend Teile der Region Kursk eingenommen. Seitdem versucht Russland, sein Gebiet zurückzuerobern, was bisher nur teilweise gelang. Die Ukraine will das Territorium als Faustpfand für mögliche Friedensverhandlungen nutzen – auch um den Preis hoher Verluste.

In einer seltenen Protestaktion forderten indes Bewohnerinnen und Bewohner von Kursk in Onlinenetzwerken mehr Einsatz für Angehörige in ukrainisch besetzten Gebieten. Sie appellierten an die Führung Russlands und der Ukraine sowie an internationale Organisationen, „uns dabei zu helfen, das Leben unserer Familienmitglieder zu retten“, hieß es in einem Beitrag auf dem in Russland äußerst beliebten Onlinenetzwerk VKontakte, der seit mehreren Tagen vielfach weiterverbreitet wurde. In dem von Bildern der Angehörigen begleiteten Post ist von „rund 3.000 Zivilisten“ die Rede, die sich in der Gegend um die Kleinstadt Sudscha unter ukrainischer Besatzung befänden.

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