Nächster Schreck für Chinas Wirtschaft

Zwar ist der Rückgang der Industrietätigkeit zum Teil auf die bevorstehenden Feiertage zurückzuführen, hieß es von der Statistikbehörde. Die Ferien zum Neujahrsfest beginnen am Dienstag und dauern bis 4. Februar, das Land steht zu dieser Zeit praktisch still. Doch Fachleuten zufolge deuten die Daten darauf hin, dass ein nachhaltiger wirtschaftlicher Aufschwung schwer zu erzielen sein wird.

Die Regierung in Peking ergriff zwar Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stimulieren, doch die Auswirkungen scheinen begrenzt zu sein. Gegenwind gibt es von mehreren Seiten: Das Vermögen vieler Chinesen und Chinesinnen steckt zum größten Teil in ihren Wohnungen. Zudem sanken die Immobilienpreise zuletzt stark, weil die Finanzprobleme großer Entwickler eine Vertrauenskrise auslösten.

Industrie in China schwächelt

China steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Vor allem die schwächelnde Industrie bereitet dem Regime Sorgen.

Schwacher Binnenkonsum

Die Immobilienkrise und die daraus resultierende Verunsicherung wiederum tragen zur Schwäche des inländischen Konsums bei. „Die Deflation in China droht sich zu verfestigen“, warnte unlängst die Ratingagentur Fitch, sechs Quartale in Folge sind die Verbraucherpreise nicht gestiegen.

Unter Ökonomen gilt Deflation als Problem, denn die Menschen halten sich, in der Hoffnung, dass die Preise noch weiter fallen, mit Investitionen zurück. Die Gewinne von Unternehmen werden in der Regel gedrückt, was die Gefahr von Lohnkürzungen und Entlassungen birgt. Dabei ist die Arbeitslosigkeit – vor allem unter jungen Menschen – ohnehin bereits hoch, im Vorjahr kletterte sie in einigen Monaten auf über 18 Prozent.

Stofftierschlangen in einer Fabrik in Guangping (China)

AP/FeatureChina/HAO QY
In China löst das Jahr der Schlange jenes des Drachen ab, die Feierlaune ist derzeit allerdings gebremst

Wachstum nur dank Exports

Peking unternahm zwar einiges, um die Konjunktur anzukurbeln. Deshalb lag auch das Wachstum von Oktober bis Dezember mit 5,4 Prozent höher als in den Vorquartalen. Und Chinas Führung hat versprochen, den Konsum weiter „mit aller Entschlossenheit“ anzutreiben und die Nachfrage im eigenen Land „in allen Richtungen“ auszuweiten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Anfang Jänner etwa wurden die Gehälter von Millionen Beamten und Beamtinnen erhöht.

Tatsächlich ist aber der Export das Einzige, „was das Wachstum immer noch solide und nicht lachhaft erscheinen lässt“, sagte Alicia Garcia Herrero, Chefökonomin für Asia Pacific bei der französischen Investmentbank Natixis, gegenüber tagesschau.de. Sich auf den Export im Ausland zu verlassen und die Preise dazu niedrig zu halten sei die Strategie der chinesischen Staats- und Parteiführung.

Alternative Märkte gefunden

Doch auch die Aussichten für die Exporte sind getrübt. Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, ab 1. Februar Strafzölle in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Importe zu erheben, könnte schmerzliche Folgen für Peking haben.

Allerdings, hieß es jüngst etwa in der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“), China habe sich jahrelang auf eine erneute Trump-Präsidentschaft vorbereitet und seine Exportmärkte diversifiziert: „Im Jahr 2000 flossen 48 Prozent in die G-7-Länder, heute sind es noch 30 Prozent. Ein großer Teil der chinesischen Exporte geht nun nach Russland, Südostasien, Südamerika und Afrika – die USA haben an Bedeutung verloren.“

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