Große Trockenheit noch nicht vorbei
Die Niederschlagsmenge für ganz Österreich liegt heuer bisher 54 Prozent unter dem Mittel. Entsprechend bemerkenswert ist die anhaltende Dürreperiode für Klaus Haslinger, Klimaforscher bei GeoSphere Austria. Wenn in den kommenden drei bis vier Wochen nicht stärkere Niederschläge kommen, könnte die Trockenheit Auswirkungen auf die einsetzende Vegetation haben.
Wenn es auch wissenschaftlich gesehen keine genau Definition von Dürre gebe, spreche man im Allgemeinen davon, wenn der Niederschlag mehrere Monate lang deutlich unter dem jeweiligen Mittel liegt, so Haslinger. Das sei in Österreich derzeit der Fall. „Es war ein sehr niederschlagsarmer Winter, und wir starten auch sehr trocken in die Vegetationsphase“, so der Klimaforscher.

In einzelnen Messstationen sind die Werte sogar noch extremer als für ganz Österreich: In der Rax-Region gab es von Dezember bis jetzt ca. 70 bis 85 Prozent weniger Niederschlag als durchschnittlich in diesem Zeitraum. An der Wetterstation Reichenau/Rax wurden vom 1. Dezember 2024 bis 10. März nur 30 Millimeter Niederschlag gemessen. Auch andere Werte unterstreichen die Lage: In St. Pölten regnete es in dem Zeitraum nur 22 anstatt 66 Millimeter, in Langen am Arlberg 103 statt 239 Millimeter.
Bundesforste warnen
In der von der Trockenheit besonders betroffenen Rax-Region kam es am Samstag in Schwarzau im Gebirge zu einem Waldbrand, verursacht durch ein brennendes Auto. Der Feuerwehreinsatz dürfte noch Tage dauern – mehr dazu in noe.ORF.at. Neben Schwarzau gab es seit 1. März laut Waldbrand-Datenbank Österreich der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien neun weitere Wald- bzw. Flurbrände. In diesem Jahr waren es insgesamt bereits 28. Alle davon waren vom Menschen verursacht.
Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) warnten in den letzten Tagen immer wieder vor Waldbränden. Eine am Montag präsentierte Foresight-Umfrage der ÖBf ergab, dass nur 51 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Zuge der Klimakrise Brände und Feuergefahr für eine große Herausforderung hielten. Trockenheit hingegen nannten 60 Prozent als Herausforderung, den Borkenkäfer 58 Prozent. Es wurden 1.015 Personen über 16 Jahren telefonisch und online befragt.

Rauchen und Feuermachen sollte aktuell im Wald absolut tabu sein, warnte ÖBf-Vorstandssprecher Georg Schöppl. Man müsse auf präventive Maßnahmen der Bevölkerung setzen, denn einen Wald zu „gießen“ wie einen Garten sei unmöglich. „Was wir jetzt machen, ist, Schadholz so bald wie möglich zu entfernen, damit möglichst wenig Totmaterial für die Borkenkäfer da ist“, ergänzte Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Sowie „warnen und Bewusstseinsbildung machen, damit sich die Leute entsprechend verhalten im Wald“.
Landwirtschaftskammer: „Mit leerem Tank in neue Saison“
Für die Landwirtschaft stellt das jüngste Niederschlagsdefizit laut Landwirtschaftskammer Österreich hingegen noch kein großes Problem dar. Mit den im vorigen Herbst gespeicherten Wassermengen seien die Pflanzen „relativ gut versorgt“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger am Montag in einem Statement. Vollständige Entwarnung gibt die Kammer allerdings nicht. „Wir starten quasi mit leerem Tank in die neue Saison.“
Sollten die Niederschläge auch in den nächsten Wochen gering ausfallen oder ausbleiben, dürfte sich die Situation aber verschärfen. Dann „wird es Ertragsausfälle durch Trockenheit geben“, sagte Moosbrugger. Treffen würde das nicht nur die im Herbst angebauten Kulturen wie Wintergetreide und Raps, die bald in ihre Hauptwachstumsphase kommen, sondern auch Frühjahrskulturen wie Zuckerrübe, Sojabohne und Mais.
Viele Landwirtinnen und Landwirte betrachteten die Situation momentan jedenfalls mit Sorge, so Moosbrugger. Gegenüber ORF.at hieß es von der Landwirtschaftskammer weiter, dass sich insbesondere auch die Alm- bzw. Alpwirtschaft aufgrund der geringen Schneemenge in den Bergen alarmiert zeigten. Demzufolge ist auch mit weniger Schmelzwasser zu rechnen.
Allergiker klagen
Ungewöhnlich früh klagen heuer aufgrund der warmen Temperaturen auch Allergikerinnen und Allergiker, denn Frühblüher wie Hasel und Erle machen ihnen zu schaffen. Tendenziell verlagert sich der Start der Pollensaison zunehmend nach vorne: Betrachtet man die Daten des Österreichischen Polleninformationsdienstes zum Blühbeginn der Frühblüher vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2024, so zeigt sich bei fast allen Gattungen ein Trend zu einem früheren Start – mehr dazu in noe.ORF.at.
Laut ORF-Wetterredaktion kommt es in den nächsten Tagen in weiten Teilen Österreichs nur zu kurzen, lokalen und unergiebigen Regenschauern. Im Osten und im Donau-Raum bis ins Burgenland und in die Südoststeiermark bleibt es vorwiegend trocken. „Problematisch ist hier auch der Wind, der den Boden weiter austrocknet“, so die Meteorologinnen und Meteorologen im ORF. Regnen soll es hingegen ab Mittwoch im Westen und Süden.
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