Angriff vorgetäuscht: Vösendorfs Ex-Bürgermeister Koza verurteilt

Niederösterreich

Hannes Koza gab erst vor wenigen Wochen zu, einen Angriff auf sich erfunden zu haben. Jetzt musste er sich vor Gericht verantworten

Der Fall um Hannes Koza sorgte landesweit für Schlagzeilen und Empörung.
@Christian Fischer

“Macht’s das nicht nach, was ich gemacht habe”, sagte Vösendorfs Ex-Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) am Donnerstag zu mehreren Schulkindern – auch eine Schulklasse war beim Gerichtsprozess gegen den ehemaligen Kommunalpolitiker am Landesgericht Wiener Neustadt dabei. Koza musste sich vor Gericht verantworten, weil er behauptet hatte, ein Unbekannter habe ihn am Abend des 10. Dezember 2024 auf dem Heimweg vom Gemeindeamt im Schlosspark Vösendorf attackiert.


“Das wird nur 20 Minuten dauern. Er ist geständig”, sagte Kozas Verteidiger Sascha Flatz im Vorfeld der Verhandlung. Tatsächlich wusste Koza dann nach 29 Minuten, welche Strafe ihm auferlegt wird: Wegen der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung und falscher Beweisaussage wird er mit neun Monaten bedingter Haft bestraft. Das Urteil ist rechtskräftig.


“Wollten mich vernichten”

“Letztes Jahr war für mich und meine Familie das schlimmste. Ich wurde von der Opposition und von Unbekannten auf Social Media massiv angegriffen”, fing Koza vor Gericht an zu erzählen. Dann habe es “gute Momente” gegeben, als Koza und die ÖVP bei der Wahl im Mai 2024 die absolute Mehrheit erringen konnten. “Die Angriffe gingen nach der Wahl aber munter weiter. Es wurden Facebook-Gruppen gegründet, nur um mich zu vernichten. Meine Tochter wurde zudem in der Schule massiv verbal angegriffen. Auch meine Frau war solchen Angriffen ausgesetzt”, gab Koza an.


Ende November sei es dann auch noch zu einer anonymen Anzeige gegen Koza und seinen Schlossheurigen in Vösendorf gekommen. “Zur Mittagszeit – der Heurigen war prallvoll – ist auf einmal die Finanzpolizei dagestanden. Da war es für mich dann zu viel.” Nach einer abgebrochenen Gemeinderatssitzung Anfang Dezember – die Opposition hatte den Saal verlassen – habe Koza dann angefangen zu überlegen, was er tun könne, “damit die Angriffe aufhören”.


Wein und eine blöde Idee

“Ich bin dann am 10. Dezember in meinem Büro gesessen und habe zwei, drei Achterl Wein getrunken. Dann ist mir leider diese Idee gekommen”, erzählte Koza. Er habe, bevor er nach Hause gegangen ist, einen Umweg gemacht und sich selbst Verletzungen zugefügt, um dann behaupten zu können, er sei angegriffen worden. Er gab zu, dass er versucht habe, sich “in eine Opferrolle” zu bringen in der Hoffnung, “dass die persönlichen Angriffe damit endlich aufhören”.


Seine Frau postete nach dem erfundenem Vorfall ein Foto auf Social Media, auf dem Koza mit einen blauen Auge zu sehen war. “Meiner Frau habe ich erst vor drei, vier Wochen erzählt, dass ich den Angriff nur vorgetäuscht habe”, sagte Koza.


Die Staatsanwaltschaft wollte genau wissen, wie er sich die Verletzungen zugefügt hatte. “Ich habe mich auf den Boden gelegt und meinen Kopf dagegengeschlagen”, erklärte Koza. Auch ein Video soll es von dem Vorfall geben. Der Staatsanwalt sah es aber nicht für notwendig an, dieses vor Gericht herzuzeigen.


“Habe mir alles zerstört”

“Wie denken Sie jetzt über diese ganze Sache nach?”, wollte die Richterin wissen. “Ich hätte mir schon im Herbst professionelle Hilfe suchen müssen. Ich habe den Coolen gespielt, aber mich hat diese ganze Situation und die Angriffe innerlich zerfressen. Ich habe in Vösendorf Unglaubliches geschafft. Ich habe die Gemeinde politisch gedreht und habe mir das nun alles selbst zerstört. Ich sitze das erste Mal vor einem Gericht und hoffe, dass es das letzte Mal ist”, entgegnete der Ex-Bürgermeister.


“Warum sind Sie dann eigentlich nicht schon früher als Bürgermeister zurückgetreten, wenn Sie durch diese Situation so belastet waren?”, fragte der Staatsanwalt. “Ich habe ja gute Arbeit geleistet. Ich wurde von der Bevölkerung mit einer breiten Mehrheit ausgestattet. Ein Rücktritt hat damals für mich keine Rolle gespielt”, sagte Koza.


“Und haben Sie eigentlich an ihre Urkundenfälschung gedacht, als Sie auf diese Idee gekommen sind?”, sprach der Staatsanwalt eine gefälschte Rechnung Kozas an. Koza hatte nach einem verlorenen Rechtsstreit rund um einen Tweet die Rechnung des gegnerischen Anwalts so verändert, dass sie vom Feuerwehrkonto der Gemeinde bezahlt werden konnte. “Ich glaube nicht, dass man unter Alkoholeinfluss über so was nachdenkt. Es war eine Kurzschlusshandlung”, sagte Koza.


Staatsanwalt sieht “kriminelle Energie”

Er sei nun in psychologischer Behandlung und wolle sich darauf konzentrieren, seine Familie und sich selbst zu schützen. Die Staatsanwaltschaft sah in Kozas Handlungen ein gewisses Maß an “krimineller Energie”. Außerdem habe er die Tat erst zugegeben, als es konkrete Beweismittel gab. Für die Staatsanwaltschaft kam eine neuerliche Diversion deshalb nicht infrage.


“Ich sehe hier keine kriminelle Energie. Koza hat die Tat bei der ersten Gelegenheit zugegeben und ist dann auch direkt als Bürgermeister zurückgetreten. Er wird auch nicht mehr bei einer Wahl antreten, obwohl ich glaube, dass er wiedergewählt werden würde, weil er in Vösendorf sehr beliebt ist”, sagte Verteidiger Flatz zum Schluss.


Vor der Bekanntgabe des Strafmaßes durch die Richterin durfte Koza als Angeklagter noch das Schlusswort ergreifen: “Ich habe mein Lebenswerk zerstört. Das ist für mich Strafe genug.” Die bedingte Freiheitsstrafe von neun Monaten begründet die Richterin damit, dass Koza schon im selben Jahr straffällig wurde und eine Rechnung gefälscht hatte: “Der Angeklagte hatte davor aber einen ordentlichen Lebensweg.” Koza sowie die Staatsanwaltschaft nahmen das Urteil an. (Max Stepan, 20.3.2025)


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