Wirtschaft schrumpfte fast überall
Handel, Bau und Industrie drückten die Wirtschaftsentwicklung in den meisten Bundesländern im Vorjahr nach unten. Das reale Bruttoregionalprodukt (BRP) stagnierte in Salzburg, Wien verzeichnete ein Plus von 2,5 Prozent, so die Statistik Austria am Dienstag. Somit waren diese beiden die einzigen Bundesländer, in denen das reale BRP nicht sank. Wien profitierte dabei von Sondereffekten, ohne die auch die Wirtschaft der Bundeshauptstadt geschrumpft wäre.
So sei es die Standortverlagerung eines internationalen Transithändlers von Vorarlberg nach Wien im Vorjahr gewesen, die für den Westen einen großen Einbruch bedeutet habe und für Wien ein Plus. Laut Medienberichten handelt es sich um den brasilianischen Zellstoffkonzern Suzano, der seine Europazentrale verlagerte. Seit heuer hält Suzano 15 Prozent am heimischen Zellstoffkonzern Lenzing.
„Ohne diese Sondereffekte wäre die Wiener Wirtschaft geschrumpft und der Rückgang der Vorarlberger Wirtschaft deutlich geringer ausgefallen“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
BRP
Das Bruttoregionalprodukt ist die regionale Entsprechung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), also des Gesamtwerts aller Güter, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Alle Bruttoregionalprodukte ergeben das BIP.
Salzburg und Wien profitierten auch vom Tourismus, Tirol etwas weniger. Geringfügig schlechter als der Österreich-Schnitt entwickelte sich die reale Wirtschaft im Jahr 2023 in der Steiermark mit minus 1,1 Prozent, im Burgenland und in Kärnten (jeweils minus 1,2 Prozent) sowie in Niederösterreich (minus 1,3 Prozent). Für diese Bundesländer waren die Rückgänge im Bau und im Handel prägend. In Oberösterreich schrumpfte das BRP um 1,7 Prozent, was neben Handel und Bau an der für das Industriebundesland besonders bedeutenden Herstellung von Waren lag.
NÖ mit höchstem Pro-Kopf-Einkommen
Die wirtschaftliche Entwicklung spiegelte sich auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt wider, der sich 2023 als relativ stabil erwies, so die Statistik Austria. Am stärksten wuchs die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse in Wien, gefolgt von den Tourismushochburgen Salzburg und Tirol. In der Steiermark gab es hingegen bereits dämpfende Effekte durch den Abbau von Leiharbeitskräften. Österreichweit betrug das Beschäftigungsplus 1,0 Prozent.
Die privaten Haushalte in Niederösterreich verzeichneten 2023 das höchste verfügbare Einkommen pro Kopf mit 29.400 Euro, gefolgt von jenen in Salzburg mit 29.000 Euro sowie jenen im Burgenland und in Vorarlberg mit jeweils 28.900 Euro. Über dem Schnitt von 28.200 Euro fanden sich auch die Pro-Kopf-Einkommen in Oberösterreich und der Steiermark. Tirol lag genau im Schnitt, während sich die Einkommen der Kärntnerinnen und Kärntner darunter bewegten (27.800 Euro pro Kopf). Wien wies mit 26.200 Euro wie in den Vorjahren das niedrigste verfügbare Einkommen pro Kopf auf.
Rückgang für 2024 erwartet
Das WIFO sah sich die wirtschaftlichen Entwicklungen der Bundesländer im heurigen Sommer genauer an. Für das Jahr 2024 erwartet das Institut einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts, wobei auch hier starke regionale Unterschiede bestehen – vor allem durch Tourismus und Industrie.
Die Industrieproduktion sank im zweiten Quartal des heurigen Jahres gegenüber 2023 um 4,6 Prozent. Besonders spürbar war das erneut in Oberösterreich, hier brach die abgesetzte Produktion um 9,4 Prozent ein. Ähnlich stark betroffen war Kärnten wegen seiner Elektronikbranche mit minus 7,7 Prozent. Salzburg hingegen verzeichnete einen Zuwachs von knapp fünf Prozent, so das WIFO. Dafür sorgte die Getränkeherstellung.
Schwächelnder Arbeitsmarkt
Die Baukonjunktur befindet sich weiterhin im Abwärtstrend: Im zweiten Quartal sank die abgesetzte Produktion um 2,3 Prozent, und die Aussichten bleiben angesichts der anhaltenden Investitionszurückhaltung verhalten.
Die Rezession belastet auch weiterhin den heimischen Arbeitsmarkt. Im dritten Quartal wuchs die Beschäftigung nur noch um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei zeigten sich deutliche regionale Unterschiede: Während Wien, Salzburg und Tirol Beschäftigungszuwächse verzeichneten, schrumpfte die Beschäftigung in Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark spürbar.
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