Empörung über Mikl-Leitners “Kampf gegen den Islam”

ÖVP

Landeshauptfrau Niederösterreichs will sich im ORF-Interview versprochen haben, IGGÖ-Präsident sieht durch Sager “direkte Gefahr von Angriffen” auf Muslime.

Manche dachten, sie hätten sich vielleicht verhört, als Johanna Mikl-Leitner in einem ORF-Interview, das in der Zeit im Bild um 17.00 ausgestrahlt wurde, sagte, man müsse bedenken, “dass wir uns in einer äußerst herausfordernden Zeit befinden, wo es wichtig ist, ganz konkrete Maßnahmen zu setzen für den wirtschaftlichen Aufschwung als auch im Kampf gegen den Islam.”

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
APA/HELMUT FOHRINGER

Doch genau das waren die Worte der ÖVP-Politikerin, die mit ihrem Stellvertreter Udo Landbauer von der FPÖ Niederösterreich regiert. Im ORF blieb der Kampf gegen eine in Österreich seit 1912 staatlich anerkannte Religion unkommentiert und wurde im Interview auch nicht hinterfragt. In der ZiB um 19.30 wurde das Interview sogar noch einmal ausgestrahlt.


Dass zwischen Islamismus, politischem Islam und rund 700.000 in Österreich lebenden Musliminnen und Muslimen von der Landeshauptfrau sprachlich nicht differenziert wurde, sorgte bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) für harsche Kritik. “Eine derartige Formulierung ist nicht nur pauschal und abschätzig, sondern stellt einen direkten Angriff auf die Würde der mehr als 700.000 Muslim:innen in Österreich dar” kritisierte der Präsident des IGGÖ, Ümit Vural. Zudem setze eine solche Ansage “Muslime in Österreich einer direkten Gefahr von Angriffen und Anfeindungen aus”.


“Kritik völlig verstanden”

Auf Nachfrage des STANDARD erklärte ein Sprecher von Mikl-Leitner, es habe parallel zu dem ORF-Interview eine Aussendung der Landeshauptfrau gegeben, worin sie den politischen Islam nannte. Es sei “ein Versprecher” gewesen. Die Kritik wurde aber “völlig verstanden”. In einer schriftlichen Erklärung betonte Mikl-Leitner, dass es ihr „selbstverständlich” um den “politischen Islam” gegangen sei und sie sich seit Jahren gegen jene einsetze, “die Religion für politische Zwecke missbrauchen”.


Auch Helga Krismer, die Landessprecherin der niederösterreichischen Grünen, kritisierte die Aussage Mikl-Leitner als “Entgleisung”. (Colette M. Schmidt, 6.12.2025)


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