Waffenruhe im Gaza-Krieg ist in Kraft

Eigentlich hätte die Feuerpause schon um 7.30 Uhr (MEZ) beginnen sollen. Da die Hamas jedoch bis dahin die Namen der Geiseln nicht mitgeteilt hatte, setzte die Armee ihre Angriffe zunächst fort.

Israel und die Hamas hatten sich unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA auf eine Waffenruhe von zunächst 42 Tagen geeinigt. In der Zeit sollen 33 der 98 im Gazastreifen verbliebenen israelischen Geiseln gegen 1.904 inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden.

Drei Geiseln sollen am Nachmittag freikommen

In Israel wird davon ausgegangen, dass 34 der Entführten vermutlich tot sind. Laut Israels Regierung ist die Freilassung der ersten drei Geiseln am Sonntag um 15.00 Uhr (MEZ) geplant.

Nach israelischen Angaben handelt es sich um drei Zivilistinnen. Der Regierung in Katar zufolge befinden sich darunter eine britische und eine rumänische Staatsbürgerin. Alle drei hätten auch die israelische Staatsbürgerschaft. Die Angehörigen der drei Geiseln sowie das Forum der Geiselfamilien bestätigten israelischen Medienberichten zufolge inzwischen, dass die Frauen im Laufe des Tages aus der Gewalt der Hamas freikommen sollen.

Israelisches Militär in Gaza

Reuters/Amir Cohen
Während Israel auf die Liste mit den Namen der drei Geiseln wartete, setzte die Armee ihre Angriffe im Gazastreifen fort

Etwa zur gleichen Zeit sollen in Israel die ersten rund 90 palästinensischen Häftlinge freigelassen und von Sicherheitskräften entweder ins besetzte Westjordanland oder nach Gaza gebracht werden. Ob es wegen des verzögerten Beginns der Waffenruhe bei dem Zeitplan bleibt, blieb unklar.

Rechtsextremer Polizeiminister tritt zurück

Aus Protest gegen die Waffenruhevereinbarung mit der Hamas erklärte Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir nach Medienberichten seinen Rücktritt. Damit verlässt auch seine Partei Ozma Jehudit, die über sechs von 120 Sitzen in der Knesset verfügt, die Regierungskoalition. Die Regierung von Netanjahu verliert damit aber nicht ihre Mehrheit im Parlament. Sie hat weiterhin 62 der 120 Sitze in der Knesset.

Rückkehr von Flüchtlingen und Hilfslieferungen

Laut Letztstand der Vereinbarung soll sich die israelische Armee nach Inkrafttreten der Waffenruhe nach und nach aus bewohnten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen, zunächst aber nicht vom Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten. Israel befürchtet, dass die Hamas von dort wieder Waffen in den Gazastreifen schmuggeln könnte.

Grafik zu den Eckpunkten des Gaza-Waffenstillstands

Grafik: APA/ORF; Quelle: AP/BBC

Die in den Süden des Küstenstreifens geflüchteten Menschen sollen sich frei im Gazastreifen bewegen und unter internationaler Aufsicht in ihre Wohngebiete im Norden zurückkehren dürfen. Weiters sei vorgesehen, dass pro Tag 600 Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gebracht werden. Auch Treibstoff soll in den weitgehend zerstörten Küstenstreifen gelangen.

Kompletter Rückzug aus Gazastreifen

Während der sechswöchigen Phase eins sollen laut US-Präsident Joe Biden die notwendigen Vereinbarungen ausgehandelt werden, um zu Phase zwei zu gelangen: zu einem dauerhaften Ende der Kämpfe. Die Waffenruhe solle andauern, solange diese Verhandlungen liefen – auch falls sich das länger als sechs Wochen hinziehe.

Alle Geiseln in der Hand der Hamas sollen bis dahin freigelassen werden, das israelische Militär sich dann komplett aus dem Gazastreifen zurückziehen.

In der dritten Phase sollen laut Biden die Leichen getöteter israelischer Geiseln an ihre Familien zurückgegeben werden. Außerdem soll der Wiederaufbau im Gazastreifen beginnen. Die Umsetzung des Abkommens soll von Katar, Ägypten und den USA garantiert werden. Diese drei Staaten haben über Monate zwischen Hamas und Israel vermittelt. Direkte Gespräche zwischen den Kriegsparteien gab es nie.

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